Mehr als Orte der Trauer
Die Ruhestätten für die Toten sind nicht bloß Orte für Angehörige Verstorbener, sondern oft auch beliebte touristische Ziele. Viele Friedhöfe haben sich im Laufe der Jahrhunderte zu regelrechten innerstädtischen Parkanlagen und Pilgerstätten entwickelt. Das gilt vor allem, wenn auf ihnen berühmte Persönlichkeiten begraben liegen.
Der Wiener Zentralfriedhof wurde 1874 eröffnet und ist heute mit einer Fläche von fast 2,5 Quadratkilometern und rund 330.000 Grabstellen eine der größten Friedhofsanlagen Europas. Schon 1863 beschloss der Wiener Gemeinderat die Errichtung eines großen Friedhofs außerhalb der Stadt, dessen Kapazitätsgrenze nie erreicht würde und auf dem alle Wiener Toten eine Ruhestätte finden können. Unter anderem liegen hier Musiker und Komponisten wie Ludwig van Beethoven, Udo Jürgens und Falco in Ehrengräbern und -hainen begraben. Mit seiner Jugendstil-Bauweise ist der Friedhof eine der besonderen Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Der Highgate Cemetery wurde 1839 eröffnet – im heutigen Londoner Stadtbezirk Camden. Er gehört zu den Magnificent Seven, einer Reihe von Friedhöfen, die innerhalb von zehn Jahren rund um London entstanden. Auf Highgate Cemetery sind viele Exilanten begraben, zum Beispiel der deutsche Philosoph Karl Marx.
Hügel, von denen man auf den glitzernden Ozean blickt, enden schroff in steilen Klippen. Zwischen goldbraunen Sandsteinmausoleen und Grabsteinen aus weißem Marmor wiegen Palmwedel im Wind. Der 1877 gegründete Friedhof von Waverley in Sydney ist bei Touristen zu einer kleinen Attraktion geworden. Auf halbem Weg zwischen den Traumstränden von Bondi und Bronte schlängelt sich die multikonfessionelle Ruhestätte am Pazifik entgegen. Nirgendwo sonst in Australien gibt es auf so engem Raum eine so dichte Ansammlung von Skulpturen aus der Zeit der britischen Königin Victoria. Hier liegen bedeutende Persönlichkeiten begraben wie der Dichter Henry Lawson oder die jüdische Menschenrechtsaktivistin Esther Abrahams, die mit der ersten Flotte in Australien ankam und sich für die überführten Häftlinge einsetzte.