Bücher geben Halt

Diese Bücher haben uns berührt

Wenn ein geliebter Mensch stirbt, dann brauchen wir etwas, das uns Halt gibt. Und nichts gibt so gut Halt wie ein Buch. Wege, mit den Themen Tod und Sterben umzugehen, gibt es so viele, wie es Menschen gibt. Und ebenso viele Bücher gibt es, die die jeweils richtige Medizin liefern können.

Wir verfolgen hier nicht den Anspruch, jedem etwas empfehlen zu können. Doch immer dann, wenn wir ein Buch zum Thema entdeckt haben, das uns besonders berührt hat, teilen wir es Ihnen an dieser Stelle mit.

Und wenn Sie eines dieser Bücher erwerben möchten … . Die Buchhandlungen Janssen in Bochum, van Kempen in Wattenscheid, Koethers & Röttsches in Herne oder Lothar Junius in Gelsenkirchen freuen sich über Ihren Besuch und/oder Anruf.

 

Peter Schössow: „Gehört das so??!, Hanser Verlag, München 2005. Für jedes Alter

Der Tag an dem Elvis starb – nein, nicht der, sondern ein Kanarienvogel – ist ein wunderbares Bilderbuch eines Abschieds. Ein kleines Gör läuft die Parkwege ab, eine Knipsverschlusslacklederhandtasche hinter sich her schleifend und brüllt: „Gehört das so??!“. Eine Gruppe von sechs Freunden (ein Mini -Gent mit Koffer, ein einäugiger Bär, ein ziemlich niedrig gelegter Hund, ein weiterer Herr, ein vierflügliger Flattermann und „die Lange“) hat von Anfang an ein mitfühlendes Auge auf das kleine Mädchen geworfen.

Sie sind es denn auch, die sich zur erlösenden Frage durchringen. Endlich darf der Kummer sich erklären. So weise wie pragmatisch entscheiden die sechs, dass hier nur eine Erdbestattung den Trauerfall „erden“ kann. Denn Zeremonien geben einem zu tun und vermitteln der Trauerpartei das Gefühl, dem Verblichenen zuliebe noch mal was richtig Schönes getan zu haben. In unserem Fall wird geschaufelt, geweihräuchert und nicht an Kerze und Grabstein gespart.

 

Alice Sebold (übersetzt von Almuth Carstens): „In meinem Himmel“, Verlag Manhattan

„Mein Nachname war Salmon, also Lachs, wie der Fisch; Vorname Susie. Ich war vierzehn, als ich am 6. Dezember 1973 ermordet wurde.“ Susie Salmon führt das ganz normale Leben eines Teenagers in einer mexikanischen Kleinstadt – bis zu jenem Tag im Dezember, als sie allein durch ein Maisfeld nach Hause geht. Denn dort lauert ihr ein Nachbar auf, ein Mann, der sie vergewaltigen, töten und ihre Leiche verschwinden lassen wird.

Aber Susies Existenz ist damit nicht ausgelöscht. Von ihrem Himmel“ aus verfolgt sie das Leben auf der Erde, beobachtet sie, wie ihre Geschwister, Eltern und Freunde mühevoll nach Wegen suchen, um den Verlust zu verarbeiten. Bis die Wunden vernarbt sind, neues Leben entstanden, und die fragile Balance menschlicher Existenz wiederhergestellt ist. Und auch Susie ihren Seelenfrieden gefunden hat und die Welt hinter sich lassen kann. In meinem Himmel“ ist komisch und schmerzhaft zugleich, der Roman ist hart und macht doch Mut, und er trifft den Leser mitten ins Herz.

 

Margit Kruse: „Das Glück wartet zwischen den Toten“, Beluga Public

Camilla ist knapp 40 Jahre alt, unverheiratet, Arbeiterin in einer Dosenfabrik und lebt, seit ihre Eltern verstorben sind, allein. Sie ist ihr Singledasein leid und träumt davon, endlich in den Hafen der Ehe einzulaufen. Sämtliche bisherigen Männerbekanntschaften verliefen im Sande. Obwohl sie nichts unversucht ließ: Zeitungsanzeigen, Kneipen, Tanzlokale, Kirchenchor und Verein. Eines Tages sieht sie im Fernsehen wie eine Frau, in ähnlicher Lage wie sie, den Mann ihrer Träume auf dem Friedhof traf.

Das ist die Lösung! Wieso nicht auch dort suchen, wo es vor trauernden Witwern nur so wimmelt? Von da an verbringt sie ihre freie Zeit auf dem Friedhof – nur wenige Meter von ihrem Zuhause. Nach streng organisiertem Plan hilft sie ihrem Glück ein wenig auf die Sprünge. Das Mauerblümchen Camilla entwickelt sich allmählich zu einer modernen Frau mit Biss, die es letztlich sogar lernt die Männer um den Finger zu wickeln.

 

Jess Jochimsen: „Abschlussball“, dtv

Für Marten ist der Friedhof der richtige Ort: Friedhöfe sind ruhig, gut ausgeschildert und bieten ausreichend Schatten. Schon als Kind hat er die Befürchtung, nicht in diese Welt zu passen – und als sich die Möglichkeit auf ein Dasein frei von Unwägbarkeiten bietet, greift er zu: Er wird Beerdigungstrompeter auf dem Nordfriedhof in München und spielt den Toten das letzte Lied.

Als Marten die Bankkarte seines soeben zu Grabe getragenen Klassenkameraden Wilhelm findet, beginnt eine groteske Irrfahrt. Ohne eigenes Zutun wird er in einen Strudel merkwürdiger Ereignisse gezogen und lernt all das kennen, wovon er sich Zeit seines Lebens so mühsam ferngehalten hat: andere Menschen, Geld, Abenteuer, die Liebe.